Mission: (Im)possible - Verhaltensänderung #2

Diskriminierung | Macht | Verantwortung | Autor: Marcus Lärz | 22.07.2022

Ende Mai/ Anfang Juni 2022 war ich zwei Tage in Dresden zu den 12. IAG-Trainertagen unter dem Motto „Haltung und Werte in Training und Weiterbildung“. Ich hatte im ersten Teil dieses Blogs bereits erwähnt, dass es sich gelohnt hat! Dazu habe ich einen Beitrag zum Thema Verhaltensänderung geschrieben. 

 

Heute und hier soll es darum gehen, wie sich Diskriminierung mal schleichend, mal reißend durch unser aller Leben schlängelt. Ich war zunächst auch skeptisch und habe meine Hände in Unschuld gewaschen. Dann durfte ich am zweiten Tag der o.g. Veranstaltung Jürgen Schlicher, den Geschäftsführer von Diversity Works kennen lernen. Und was er zu berichten hatte klingt nach...

Blue Eyed - noch immer...


Der Vortrag von Jürgen Schlicher begann mit einem Trailer zu einem Experiment von ihm in Wien, im Jahr 2020. Diesen kurzen Einspieler habe ich im Netzt leider nicht gefunden, deshalb hier das komplette Video dazu. Es dauert 1:23 Stunde und es gibt sogar noch eine längere Version von knapp vier Stunden. Vielleicht liest du erstmal den Beitrag und entscheidest dann, ob du es schauen willst. Es lohnt sich in jedem Fall - versprochen!

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Jane Elliott - The Blue Eyes & Brown Eyes Exercise


Am Tag nach der Ermordung von Dr. Martin Luther King Jr. am 4. April 1968 in Memphis, Tennessee, überlegte die damalige Grundschullehrerin Jane Elliott, wie sie ihren Grundschülern (rein weiße Schüler:innen, rein christlich geprägt, in einer rein weißen Kirchengemeinde) das Thema Diskriminierung verdeutlichen konnte. Um sich dem Thema zu stellen und um erfahrungsbasiertes Lernern zu ermöglichen, entwickelte Elliott das sog. Blue Eyed-Experiment. Es sollte verdeutlichen, was Menschen fühlen, die in der Minderheit sind und täglicher Diskriminierung ausgesetzt sind.

Jane Elliott “Blue Eyes - Brown Eyes” Experiment Anti-Racism - YouTube 

Das Experiment

Im Prinzip wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt - in Menschen mit blauen und braunen Augen. Die Blauäugigen repräsentieren in dieser Übung, die Nicht-Weißen, Migranten, Nicht-Christen, also nach wie vor Minderheiten in unserer Gesellschaft. Alle negativen Stereotype, alle Vorurteile und alles, mit dem wir uns nicht identifizieren wird auf diese Gruppe projiziert. Die Braunäugigen entsprechen dagegen dem Stereotyp unserer Gesellschaft. Wie das Experiment verläuft, auch in der heutigen Zeit noch, im Jahr 2020, könnt ihr in dem oben gepinnten Video anschauen. Es ist bewegend.

Die Hintergründe zu dem Experiment - und was sie uns heute noch sagen!

Es ist schier grotesk und wenig nachvollziehbar, dass die Vorstellung, der Melaningehalt unserer Haut oder die Herkunft haben Einfluss auf die Intelligenz von Menschen. Dennoch finden wir immer wieder und immer noch dieses Gedankengut. Schlicher machte dazu in seinem Vortrag in Dresden deutlich, dass es keinen genetischen Code für die Veranlagung zur Diskriminierung gibt. Diskriminierung und Rassismus sind erlernte Verhaltensmuster. Wir werden also nicht in diese Verdammnis hineingeboren und haben so etwas, wie einen genetischen Stempel mitbekommen. Nein, viel mehr erlernen und erleben wir immer wieder diskriminierende Verhaltensmuster. Wir sehen und beobachten, wir hören und fangen an zu adaptieren.

Das Gute ist, dass was wir gelernt haben, können wir auch wieder verlernen. Der erste Schritt raus aus der Dunkelheit, ist die Erkenntnis. Das Eingestehen, dass es so etwas wie Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft tatsächlich gibt. Das Mehrheiten schon seit Jahrtausenden Minderheiten unterdrücken. Mal aggressiv, laut und verstörend und mal leise, subtil und schleichend. Es ist da und wir sind Spieler auf dem Spielfeld.

Diskriminierung ist in erster Linie ein Machtspiel

Auf dem Beziehungsparkett von Dominanz und Unterwerfung, auf dem Affenfelsen also, entfaltet sich die Diskriminierungsspirale immer wieder auf´s neue. Nämlich dann, wenn sich die stärkere Gruppe zu Ungunsten der schwächeren Gruppe bereichert und ermächtigt. Da der unterdrückten Gruppe in der Regel keinerlei Macht zugestanden wird, kann sie sich in den seltensten Fällen aus dieser Opferhaltung befreien. Das Durchbrechen dieser scheinbaren Gesetzmäßigkeiten obliegt in jedem Fall der dominanten oder privilegierten Gruppe. Und das ist Erkenntnis und Appell zugleich. Wenn wir Veränderung haben wollen, dann müssen wir zuerst in die Verantwortung gehen. 

In Führung gehen - Diskriminierung entgegentreten

In Führung gehen bedeutet zunächst in Verantwortung zu gehen, für sich und für die, die folgen. Es bedeutet kreative, inspirierende und sichere Räume (private und öffentliche) zu schaffen, in denen Entfaltung möglich wird. Es bedeutet auch, sich für Minderheiten einzusetzen, ihnen eine Stimme zu geben, sie anzuhören und sie zu unterstützen.

Den eigenen Umgang mit Macht und Privilegien zu reflektieren hilft, sich auf dem Spielfeld zu verorten. Denn gewollt oder ungewollt sind wir alle mit dabei. Der Mensch ist zu so manchem fähig, um die eigene (Macht-) Position zu stärken. Wir verteidigen sie mit erlaubten und manchmal auch unheiligen Mittel. Dazu gehört vielleicht auch, dass wir Themen wie Diskriminierung negieren oder jegliche Beteiligung, auch nur den Ansatz von Täterschaft bei uns, verleugnen. Wenn ich Macht, Anerkennung und Rang oder Status verliere, kann es mir ja passieren, das ich von braunäugig zu blauäugig wechseln muss. Zugehörigkeit steht auf dem Spiel...

Sehr anschaulich und einprägsam dazu ist das Video zu Beginn des Beitrags. Schaut gerne rein.

Choose your battle - wofür möchtest du eintreten?

Hast du Anregungen, Fragen oder möchtest du Gedanken teilen, dann freue ich mich von dir zu hören. Lass gerne einen Kommentar da.

Auf bald...